Buchempfehlung: Black Bolshevik – Harry Haywood“

Das vorliegende Buch umfasst die Autobiographie von Harry Haywood, eines ehemaligen Führungskaders der CPUSA und afroamerikanischen Kommunisten der ersten Stunde. Ursprünglich wurde der Text 1978 herausgegeben und war lange Zeit nicht mehr erhältlich. Heute ist er recht günstig vom „Proletarian Information Bureau“ nachgedruckt erhältlich, doch leider bisher nur in englischer Sprache.

Zu aller erst lässt sich festhalten, dass das Leben des Harry Haywood auf jeden Fall wert ist festgehalten zu werden. Auch ohne den bedeutenden historischen und theoretischen Inhalt, wäre diese afroamerikanische Autobiographie lesenswert. Der besondere kommunistische Inhalt ergibt sich daraus, dass der Autor die Entstehung, den Aufstieg und den Niedergang der kommunistischen Bewegung und Partei (CPUSA) in den USA nicht nur miterlebt sondern auch maßgebend beeinflusst hat. Besonders zwei wichtige Themen sind im Fokus dieser „Abrechnung“ Haywoods mit der kommunistischen Bewegung und der CPUSA. Er entfaltet einerseits eine grundsätzliche und weitläufige Kritik am Revisionismus, also am Umdeuten und schlussendlich am Verrat an den marxistisch-leninistischen Prinzipien, wie er von der Partei und ihren führenden Kader:innen (z.B. aber nicht nur Earl Browder) begannen wurde. Dafür nimmt er die Leser:innen mit durch den hart erkämpften Aufbau der CPUSA und die ebenso hart umkämpfte Weg der Bolschewisierung dieser.

Ebenfalls von hoher Bedeutung und in enger Verbindung zum Kampf gegen den Revisionismus, ist für Haywood der Kampf für eine internationalistische und revolutionäre Position zur „schwarzen Frage“. Er selbst ist einer der Urheber der sog. „Black Belt Thesis“ (Schwarzer-Gürtel-These), wonach die Afroamerikaner:innen eine unterdrückte Nation konstatieren und ihr Heimatland der sog. „Black Belt“ in den mehrheitlich schwarz bewohnten Regionen der Südstaaten darstellt. Haywood ist es zu verdanken, dass diese Position zur offiziellen Position der Komintern und in den späten 20ern zu der der CPUSA wurde.

Seine Erfahrungen im Kampf gegen weißen Chauvinismus und Revisionismus, die Hand in Hand gingen, sind wertvoll und auch heute noch anwendbar. So lassen sich durch Haywoods Nacherzählung beispielsweise der Aufbau einer mehrheitlich schwarzen agrarischen Gewerkschaft in den Südstaaten, der „Sharecropers Union“, oder der Kampf der Partei gegen die Lynchjustiz im Falle der „Scottsborow Boys“ nachvollziehen.

Ganz im Allgemeinen muss Harry Haywoods Biographie sowohl als Mutmacher als auch als Warnung verstanden werden. Sie macht Mut, weil sie zeigt wie eine revolutionäre und klassenkämpferische Arbeiter:innenbewegung und die Befreiungsbewegung einer unterdrückten Nation, unter kommunistischer Führung zusammen kommen können. Und das unter allen möglichen Formen der härtesten Repression und Zersetzung. Gleichzeitig bietet sein Werk eine dringend benötigte Grundlage zum Verständnis der Situation in den USA ganz allgemein, aber auch speziell der Afroamerikaner:innen und ihrer Befreiungsbewegung.

Sein Werk dient aber auch als Warnung. Warnung vor dem Revisionismus und Opportunismus, die in verschiedenster Form in die Bewegung und die Partei eindringen können (nur zu gerne vom bürgerlichen Staat und seinen Geheimdiensten unterstützt). Die CPUSA war einer Partei die ein unglaubliches Potential hatte, welches aber durch ihre Führung seit Mitte der 1940er systematisch zerstört wurde. Heutzutage ist die CPUSA nur noch ein Schatten ihrer selbst und schon lange kein Anlaufpunkt mehr für antirevisionistische Revolutionär:innen in den USA.

Zwei Kritikpunkte die erwähnt werden sollten, sind das erstens nur über die nationale Frage der Afroamerikaner:innen nachgedacht wurde. Die amerikanischen Ureinwohner:innen oder Chikanos (Menschen die von den Mexikaner:innen in den von der USA eroberten Südstaaten abstammen) und weitere große gesellschaftliche Migrant:innengruppen spielen hier keine Rolle. Zweitens wird die Rolle der Frauen ebenfalls fast gänzlich vernachlässigt.