Gedicht: Esel

Denkst du bist ein neuer Mensch,

dabei bist du doch der alte Esel,

das selbe Tier, das vom Herren getreten

jaulend aus dem Haus getrieben wurde.

Standest draußen auf der Straße,

hattest keinen Ort, zu dem du konntest,

so liefst du drauf los, zwar nicht blind

aber trotzdem ohne Ziel vor Augen.

Jetzt hast du wohl etwas gefunden,

einen bequemen Platz, unter anderen,

aber sie sind dir immer noch nicht gleich,

du der Esel unter tausend Pferden.

Geht es darum, wie andere zu sein?

Oder doch ein besonders ausgefeiltes Wesen?

Willst du leugnen, wer du bist?

Oder stolz verkünden: Nicht so wie ihr!

Zum Glück ist der Mensch kein Tier,

und keiner Esel oder Pferd,

sondern die Frage, die hier zählt:

Arbeiter oder Kapitalist?

Bist als Arbeiter einer wie die anderen,

vom gleichen Herren ausgestoßen,

und trotzdem konkreter Ausdruck

deines Strickes, der dich noch festhält.

Wer unterschiedlich in Erfahrung und Leiden ist,

aber Zukunft und Glück in der selben Sache sieht,

der bleibt zusammen und springt über die Gräben

und wird erst ein neuer Mensch unter Vielen.