Zum 80. Todestag von Ernst Thälmann

Am 20.07.1944 erhielt Heinrich Himmler den Befehl: Ernst Thälmann exekutieren! Knapp einen Monat später endete die 11 Jahre lange Haft des Kommunisten – mit der Erschießung im KZ Buchenwald.

Das war vor 80 Jahren, am 18.08.1944.

Auch wenn es schon so lange her ist, lohnt es sich zurückzuschauen. Denn Thälmann kann uns für die heutige Zeit noch einiges beibringen. Immerhin kämpfte er den Großteil seines Lebens gegen Krieg und Faschismus, so wie wir es heute ebenfalls tun.

Thälmann: Ein Kommunist seiner Zeit

Ernst Thälmann war ein Mann geformt von der Zeit, in der er lebte. Im 1.Weltkrieg dreimal verwundet und bei den großen Schlachten an der Somme und Verdun an der Westfront dabei. Er erlebte den Schrecken des Weltkriegs hautnah. Schon vor dem Krieg unterstützte Thälmann Liebknecht, Luxemburg und Zetkin und an der Front erhielt er die Schriften von der Gruppe Internationale. Während der Novemberrevolution wurde Thälmann dann USPD-Mitglied, besonders da sie gegen den Krieg waren. Aber wirklich konsequent gegen den imperialistischen Krieg zu sein, heißt für die sozialistische Revolution zu kämpfen. Eine von Thälmanns Stärken war seine Konsequenz– sich als linker Flügel der USPD der KPD anzuschließen war eben konsequent.

Thälmann und der Bolschewismus

1919 wurde die Kommunistische Internationale als Zusammenschluss revolutionärer Kommunist:innen gegründet Ab 1920 stellte sie an all ihre Mitgliedsorganisationen die Voraussetzung den Prozess der Bolschewisierung konkret anzugehen. Das heißt vor allem:

– Die Entfernung von Sozialdemokrat:innen, Reformist:innen und Revisionist:innen aus den eigenen Reihen

– Ein klares einheitliches kommunistisches Programm

– Aufbau nach dem Demokratischen Zentralismus

– Der Aufbau illegaler bewaffneter Strukturen und eines illegalen Parteiapparates

Ernst Thälmann war überzeugter Bolschewist und kämpfte in der USPD um die Vereinigung mit der KPD und die Aufnahme in die Komintern, auf Basis der aufgestellten Bedingungen. Es sind diese Grundsätze bolschewistischer Parteien, die Thälmann Zeit seines Lebens in die KPD trug. Ab 1925 waren erstmals die grundsätzlichen Fraktionskämpfe innerhalb der Partei bei Seite gelegt. Das Zentralkomitee unter der Führung von Thälmann konnte ab jetzt wirkliche Schritte in der Bolschewisierung nach vorne gehen:

„Der Kampf gegen opportunistische, kleinbürgerliche Schwankungen und Abweichungen, der Kampf gegen jene Tendenzen, die die Partei vom Wege zum Bolschewismus abdrängen und der Sozialdemokratie annähern wollten – die Illusionen über die Entwicklung zum Sozialismus, über den Staat, über die SPD, über den Zentrismus in die Reihen der revolutionären Partei hineinzutragen suchten […] waren die notwendigen und unvermeidlichen Schritte der inneren Klärung und Reifung, auf Grund deren die KPD sich zur Höhe ihrer historischen Aufgabe durchkämpfen mußte. Dieser Reifeprozeß und ideologische Kampf ist heute noch nicht beendet.“

So zog Thälmann 1928 Resumé. Die bolschewistischen Grundlagen einer kommunistischen Partei waren 1928 zwar in ersten Ansätzen vorhanden, aber die Konsequenz einzelner an der Spitze kann so einen großen Parteiapparat in so kurzer Zeit auch nicht alleine nach vorne bringen. Die KPD wurde niemals vollends bolschewisiert. Zumal, dass sei kritisch angemerkt, selbst Thälmann die Bolschewisierung und Umstellung auf illegale Arbeit nicht vollends bis zu Ende dachte: Als Vorsitzender der Kommunistischen Partei wurde er 1933 in einer wohlbekannten Wohnung mitten in Berlin festgenommen – anstatt untergetaucht wie Leo Jogiches „selber nicht zu wissen wo man wohne“.

Antifaschistischer Führer

Besonders hervorzuheben ist Thälmanns unermüdlicher Kampf gegen den Faschismus. Von der allgemeinen Linie der Kommunistischen Internationalen geleitet, wurde er Vorsitzender des Roten Frontkämpferbunds und erkannte die Steigbügelhalter-Funktion der SPD.

Im RFB organisierten sich Hunderttausende an Arbeiter:innen im militanten Widerstand gegen die faschistischen Banden und allen, die ihnen zu Hilfe kamen. Die zentrale Losung der KPD „Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft“ spiegelte aber den Stand des antifaschistischen Kampfes wieder: Eine unzureichende Analyse des Faschismus und dadurch eine falsche antifaschistische Strategie mit dem Hauptfokus auf militärischem Kampf.

Erst mit dem „Programm zur nationalen und sozialen Befreiung“ aus dem Jahr 1930 wurde eine systematische ideologische Arbeit gegen die faschistischen Losungen begonnen, ab 1932 dann die aussichtslose Linie des isolierten militärischen Kampfes gegen den Faschismus von der Komintern und dem Zentralkomitee der KPD unter Thälmann korrigiert. Die Versuche, die Einheitsfront der Arbeiter:innen von unten durch die Einheitsfront mit der SPD-Führung zu ergänzen, scheiterten allesamt von 1931-1933. Auch wenn der Faschismus zu dieser Zeit nicht durch die Kommunist:innen besiegt werden konnte, war Thälmann einer seiner größten Gegner und führte gemeinsam mit seinen Genoss:innen einen heldenhaften Kampf.

Thälmann heute

Zurecht gedenken wir 80 Jahre nach seiner Ermordung Ernst „Teddy“ Thälmann. Seine prinzipientreue Auslegung des Marxismus-Leninismus, seine Stärken, aber auch seine Fehler, können uns heute den Weg weisen. In den dunkelsten Zeiten der deutschen Arbeiter:innenbewegung blieb er verdient ein roter Hoffnungsschimmer am Horizont.

In den Zeiten des aufsteigenden Faschismus und eines drohenden dritten Weltkriegs, kann uns seine Konsequenz ein Vorbild sein. Thälmann war kein Schwätzer. Er war ein Kommunist,, der das sagte und machte, was notwendig war. Um mit seinen Worten zum 2-Jährigen Gedenken an den Hamburger Aufstand zu schließen:

„Jubiläen sind für die Kommunisten und den klassenbewußten Teil des Proletariats nicht leere Gedenktage, sondern Richtlinien für den Klassenkampf, Leitfäden für die Aktion.“